baigneurs
Über das Projekt
Es gibt Motive, die niemals Gefahr laufen, abzustumpfen und völlig unaufgeregt alle Moden künstlerischen Bearbeitungseifers überdauern.
Natürlich – hierzu zählen all die ‚Badenden‘, die in der Literatur - und Kunstgeschichte posieren – auch jene also, die Maria Lie -Steiner für uns enthüllt. Portraitiert durchaus in unerwarteten, mitunter kräftig aufwühlenden Farben und eindringlichen Lichtern. Aber stets – ob am Flussufer, an den Stränden des Roten Meers oder der Ostsee, im Freibad; wo und wie auch immer – stets verströmen ihre Badenden genau das, was das Baden eben zu einer so herrlich unschuldigen und dabei zugleich doch so elementaren Lust werden lässt:
aller Schwere enthoben, das Wasser, das sie umspült, genießend, finden sie kindlichen Gefallen – eben an diesem Lebenselexier Wasser, das unbeschwerten Aufenthalt schenkt, und deshalb können sie denn auch getrost Gefallen finden an sich selbst. [...]
Ob zwischen den stürmischen Schaumkronen des heimischen Wannenbads, im hektischen Freibadgetümmel an einem der sonst kaum aushaltbaren Hundstage, frühmorgens in der Stille des ruhenden Sees oder in der pathetisch aufgewühlten Brandung am Ozean: Die Berührung von Mensch und Wasser verknüpft die Untiefen harmlosester sinnlicher Freuden mit unergründlichen Geheimnissen menschlichen Daseins.
Jedes noch so absichtslose Bad ruft immer jene alte Verbundenheit in Erinnerung, dass Wasser auch schon existierte vor der Entstehung der Welt und dass Wasser Leben erst ermöglicht. Das Baden erlaubt uns, auf allerfriedlichste Weise, Rückkehrwünschen nachzugeben: Eintauchen, abtauchen, wiederauftauchen – erneuert, verjüngt, befreit vom Schmutz und Schweiß des täglichen Einerleis. [...]
Prof. Dr. Friedemann Schmoll